Urlaub will wohl verdient sein…

Ja, auch wir brauchen einmal Urlaub, … Da die letzten 6 Wochen sehr reich an Erfahrungen, und dadurch auch sehr anstrengend waren, haben wir beschlossen, auf dem Weg nach Sydney noch eine Woche Urlaub auf Koh Phangan einzulegen.

Es ist 5 Uhr morgens und wir befinden uns in Seoul, Südkorea. Der Wecker klingelt, wir stehen auf und packen die letzten Sachen zusammen. Noch ein kurzes Frühstück in Form von zwei Toastscheiben und es geht los Richtung Flughafen. Kurz bevor der Zug in die Metrostation einfährt  ertönt eine Durchsage: „ … Fahrgäste in Richtung Incheon Flughafen steigen bitte in den nächsten Zug ein.“ – Was jetzt, in den der jetzt fährt, oder der danach? – Sicherheitshalber springen wir noch auf den ersten Zug auf. Natürlich ist es der falsche, sodass wir ihn an der nächsten Station wieder verlassen, um dann in den nachfolgenden wieder einzusteigen. – Haben sie ja auch durchgesagt – Am Flughafen läuft alles prima und wir können sogar noch einen Teil unserer vietnamesischen Dong zum Wucherpreis umtauschen, die seither niemand mehr akzeptieren wollte. Davon können wir uns jetzt noch ein Eis kaufen; in Vietnam hätte man dafür 50 Eis bekommen… Im Flugzeug angekommen erfreuen wir uns an der ungewohnt großen Beinfreiheit, in deren Luxus man anscheinend bei Langstreckenflügen ab 4h kommt. Als die Passagiere um uns herum ihr vorgebuchtes Essen serviert bekommen, packen auch wir unser kulinarisches Schmankerl aus, welches wir noch kurz vor Boarding ergattert haben: Ein Milchbrötchen mit geschlagener Sahne bestrichen. – Was es nicht alles gibt – In weiser Voraussicht haben wir noch einen Film auf unser Gadget geladen, mit dem wir uns die Zeit etwas vertreiben können. 7h Flug werden dann doch länger als gedacht. – Wenigstens kann die schnarchende Oma hinter uns schlafen. –

Die erste Etappe ist geschafft und wir kommen heil in Kuala Lumpur an. Unlogischerweise war der Umweg von 2000 km mit der selben Gesellschaft günstiger, als ein direkter Flug nach Bangkok. Deshalb sitzen wir nun also in der Wartehalle in Kuala Lumpur und schlagen uns die 4 Stunden bis zum Anschlussflug um die Ohren. Immerhin gibt es ein freies WLAN, was uns die Wartezeit etwas versüßt. Es ist mittlerweile 19:30 Uhr und wir steigen in unser nächstes Flugzeug Richtung Bangkok. Die Sonne ist bereits untergegangen, sodass wir beim Start auf die hellerleuchtete Stadt blicken können. In der Ferne türmt sich eine Gewitterfront auf, in der die Blitze flackern. – Total beruhigend. – Es folgen zwei weitere Stunden Warten und Sitzen, bis wir schließlich die Erlaubnis zum Landen bekommen. Kurze Zeit später setzen wir wieder einmal unsere Füße auf thailändischen Boden. Unser Gepäck hat es auch geschafft und wir spazieren fröhlich zum Ausgang.

Als wir die Taxischlange vor dem Flughafen sehen, trifft uns fast der Schlag. 300 Leute auf 10 Taxis, etwas unverhältnismäßig. Jetzt erklärt sich auch, wieso im Terminal Taxifahrten zu völlig überteuerten Preisen angeboten wurden… Also doch mit dem Bus. Zurück im Terminal lassen wir uns erklären, wo der Publicbus abfährt. Anscheinend wieder ein komplizierteres Unterfangen, sodass wir uns dazu entschließen einen Expressbus zum Stadtrand nehmen und von dort aus dann mit dem Taxi weiterzufahren. Leichter gesagt als getan, denn jedes Taxi, das wir dort fragen, negiert, da es wohl in der Gegend immer zuviel „Trafficjam“ gibt. – Ahja… Na irgendwas ist ja immer – Also fragen wir uns durch, wo der nächste Bus in diese Richtung fährt und stehen keine 10 min später an der Haltestelle. Anscheinend hat aber Bus Nummer 59 heute keine Lust, sodass wir nach einer halben Stunde des Wartens wieder anfangen Taxis anzuhalten. Und siehe da, nach 3 Fehlversuchen willigt der 4 Fahrer ein und wir laden unser Gepäck ins Auto. Mit Geld ist eben doch alles möglich…

20 Minuten später sind wir zwar nicht an unserem Wunschort, aber zumindest unserem Ziel eine gehörige Portion näher. – Wo war jetzt eigentlich der Trafficjam, vor dem alle Angst hatten? Egal. – Zu Fuß geht es also weiter Richtung Hostel. – Anscheinend die Partygegend schlechthin. Und hier soll morgen früh der Bus abfahren? Etwas seltsam, aber so steht es auf dem Ticket. – Der Hostelbesitzer macht einen recht misstrauischen Eindruck – kein Wunder bei der Nachbarschaft – und wir werden gezwungen eine Kaution zu hinterlegen. Jeglicher Wiederspruch, dass wir sowieso in 4h schon wieder auschecken, ist zwecklos und wir geben dem Indianer (er sah wirklich so aus) die Scheine. Insgeheim glauben wir das Geld schon verloren, denn der Besitzer wird unauffindbar sein und wir sind früher oder später gezwungen abzureisen. Dem war überraschenderweise nicht so. Denn als wir nach einer sehr kurzen Nacht samt Gepäck in der Lobby stehen, sehen wir ihn in der Ecke auf dem Boden schlafen. – Aha… wie praktisch – Wir wecken ihn, er kontrolliert schlaftrunken unser Zimmer und wir bekommen unser Geld zurück.

Wir laufen zu der auf unserem Onlineticket markierten Bushaltestelle und warten. Es ist 5:30 Uhr. – Ein bisschen seltsam ist dieser Ort schon. Die Straße ist viel zu klein für einen Reisebus. Und wieso ist sonst außer uns niemand auf der Straße? Naja, ist ja auch noch eine halbe Stunde Zeit… – 15 min später sehen wir 3 Rucksackträger an uns vorbeiziehen. Spontan beschließen wir ihnen durch den Regen zu folgen. – Vielleicht wissen sie ja mehr als wir – 100 m weiter in derselben Straße gelangen wir an ein geschäftiges Reisebüro, vor dem es sich 15 andere Reisende bequem gemacht haben. Das sieht schon besser aus, und nach einigem Diskutieren und Erklären (irgendwas ist ja immer) können wir unser online Ticket in ein reales Ticket eintauschen: einen originellen, weißen Aufkleber, auf den mit Edding die Sitznummer eingetragen ist. Mit dem Kleber markiert folgt die ganze Gruppe einem Mofafahrer, der uns zur nächst größeren Kreuzung bringt, wo tatsächlich ein Reisebus wartet. Wie schön. Das Gepäck ist verstaut und nach einigem Plätzetauschen sitzt dann auch jeder auf seinem zugewiesenen Sitz im Trockenen.Vor uns liegen 6 Stunden Busfahrt, sodass wir die Rückenlehnen nach hinten stellen und ersteinmal versuchen zu schlafen. Als wir wieder aufwachen stehen wir im Stau. Die Straßen sind überflutet, Sintflutartige Regengüsse prasseln auf unser Dach, überall umgeknickte Bäume, Menschen, die Fassungslos dem neuen Fluss auf der Straße hinterherblicken. Wo kommt eigentlich plötzlich das ganze Wasser her? Und was ist mit dem Riss in der Scheibe da vorne – war der eigentlich schon da, als wir losgefahren sind? Hm… keine Ahnung, Hauptsache es regnet nicht rein. Was es dann schließlich doch noch tut, allerdings ausnahmsweise mal nicht bei uns, sondern 3 Reihen vor uns. (Später denken wir uns, dass es womöglich ein Ausläufer des Taifuns gewesen sein könnte.) Der Bus kommt nur schleppend voran, sodass wir die Bootsanlegestelle mit zwei Stunden Verspätung erreichen. Die gute Nachricht ist, unser Boot hat gewartet und wir können non-stop weiter in Richtung Koh Phangan.

Auf dem Steg zur Anlegestelle bläst uns seit langem einmal wieder eine warme Meeresbriese entgegen, und wir sehen die ersten Felseninseln aus dem Wasser ragen. Wir besteigen den Highspeed Catamaran und begeben uns, nachdem das Gepäck sicher verstaut ist, direkt nach oben auf das Sonnendeck. – Man ist an der frischen Luft und hat die Beste Aussicht. Prima! – Das Boot legt ab und nach 10 min ist auch uns klar, Sonnendeck war keine gute Idee. Der Fahrtwind ist so stark, dass man kaum noch geradeaus blicken kann, sodass wir, gemeinsam mit den anderen 15 Wagemutigen, den Rückzug antreten. Kaum sind wir aufgestanden, erfasst uns eine Windböe, und schlägt Jonas die Brille aus dem Gesicht, die dann das komplette Sonnendeck hinunter auf das Mitteldeck fegt um dann in dem aufgewühlten Wasser abzutauchen.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!!!!

Völlig perplex starren wir der Brille hinterher. Das ist der absolute Supergau für einen Brillenträger! – An jedem normalen Boot wäre eine Kante gewesen, die sie noch hätte aufhalten können. Aber die hätte vermutlich den Luftwiederstandfaktor zu stark beeinträchtig. Wir befinden uns immerhin auf einem Highspeed Catamaran, da kommt es, wie der Name bereits andeutet, auf Speed an. – Resignierend steigen wir die Treppen hinab und setzen uns in die windgeschützte Kabine des Hauptdecks. Diese Aktion fällt übrigens nicht mehr in die „Irgendwas-ist-ja-immer-Kategorie“. Irgendwas-ist-ja-immer-Situationen haben allgemein damit zu tun, dass man seine eigenen Bedürfnisse auf ein Minimum reduzieren muss und die Situation einfach aussitzt, oder eine neue Lösung für ein aufgekommenes Problem finden muss. Aber die Brille ist unwiderruflich weg, verschollen in den Untiefen der Thailändischen Bucht. Da macht sich jetzt ein Fisch ein schönes Leben mit…

– Wie kann man eigentlich so ein großes Boot (immerhin Platz für 460 Passagiere) bauen, das so dermaßen schaukelt? Ist ja nicht einmal starker Wellengang draußen. – Im Film würde man jetzt von einer Bankhälfte zur anderen rutschen, in Realität war es natürlich nicht so. Leider ist Reisekrankheit anscheinen auch etwas, an das man sich wohl nie gewöhnt. Und da besonders der weibliche Teil unserer Reisegruppe des öfteren davon betroffen ist, ist die Freude besonders groß.. – Einmal die Magenentleerung komplett bitte. – Gedacht, Geschehen. Und das anscheinend nicht als einzige. Leider stellt sich kein erleichterndes Gefühl danach ein, bei dem Gedanken, dass wir noch weitere 3h auf diesem Boot sitzen, dann 45 min mit dem Taxi über die Uferserpentinen fahren, anschließend noch 20 min mit dem Taxiboot in die nächste Bucht und dann mit Sack und Pack den Hang rauflaufen. Abgeschiedenheit hat eben seinen Preis.

Man will sich am liebsten auf den Rücken legen, alle Viere von sich strecken und laut sagen, dass man jetzt einfach mal keine Lust mehr hat. Verlockender Gedanke, aber es würde leider absolut gar nichts an der bestehenden Situation mehr ändern. – Augen zu und durch. – Die Zeit geht vorüber, wir steigen in das Taxi ein, fahren mit dem Boot und kommen schließlich nach 38h Stunden völlig erschöpft an unserem Endziel an. Endlich! Pünktlich zum Sonnenuntergang sitzen wir auf den Felsen und genießen den Blick über die Bucht. Trotz aller Strapazen und Verluste hat es sich gelohnt, denn wir sind an einem der besten Orte auf diesem wunderbaren Planeten.

Urlaub Ahoi!